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Seltene und mittelhäufige Arten

Hierunter fallen grundsätzlich alle Arten, die nicht ausreichend über das Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) erfasst werden. Damit deckt das Programm Vogelarten ganz unterschiedlicher Häufigkeit, Verbreitungsmuster und Lebensraumansprüche ab. Das Spektrum reicht von sehr seltenen oder nur unregelmäßig brütenden Vogelarten, bis hin zu den sogenannten mittelhäufigen Arten. Diese können lokal häufig sein, beschränken sich aber auf wenige Vorkommen oder Lebensräume. Ebenso fallen hierunter weit verbreitete Arten mit geringer Siedlungsdichte, wie zum Beispiel Greifvögel, Eulen oder die meisten Spechte.

Während die Erfassung der häufigen Arten auf definierten Probeflächen erfolgt, werden die seltenen Arten in variabel festgelegten Zählgebieten (ZG) untersucht.

Monitoring seltener Arten (MsB) in Zählgebieten

Ziel eines Vertrages mit der TLUBN ist der Aufbau eines landesweiten Netzes aus Referenz- bzw. Zählgebieten (ZG) zum  Ausbau des Monitoringprogramms seltener (inkl. mittelhäufiger)  Brutvogelarten (MsB). Damit sollen Bestandsentwicklungen möglichst vieler Arten ermittelt werden. Die Umsetzung des Projekts koordiniert Stefan Frick seit 2016 im Auftrag des Vereins hauptamtlich.

Im Vordergrund stehen Vogelgruppen, für die ein besonderer Bedarf besteht, entsprechend der Thüringer Monitoringkonzeption „Vögel“ sind dies Vorkommen von folgenden Leitarten bzw. -gruppen:

  • Mittelspecht (Spechte und MsB-Arten im Wald)
  • Rotmilan (Schwarzmilan und weitere Greifvögel)
  • Sperlings- und Rauhfußkauz (Eulen)
  • Wiesenbrüter (MsB-Arten im Offenland)

Grundsätzlich sind auch Zählgebiete für alle anderen MsB-Arten möglich, d.h. Brutvögel mit einem Bestand von landesweit weniger als 5.000 Paaren lt. ADEBAR-Kartierung. Dies betrifft in Thüringen rund 100 Brutvogelarten, darunter fallen z.B. auch viele Wasservögel. Die Flächenauswahl obliegt den Vorschlägen der ehrenamtlichen Mitarbeiter und wird in Absprache mit dem Koordinator auf den Einzelfall zugeschnitten. Die Flächengröße ist abhängig vom Arteninventar sowie den Möglichkeiten der einzelnen Kartierer und sollte im Idealfall möglichst mehrere 100 ha umfassen. Eine Abstimmung mit dem Koordinator ist wichtig, um Umfang und Flächenzuschnitt festzulegen, ggf. ist eine Aufteilung in Teilgebiete sinnvoll.

Die Arbeiten im Gelände bestehen in der alljährlichen Kartierung des Brutbestandes ausgewählter Arten in einem abgegrenzten Gebiet. Die Gebietsgrenzen bestimmt der Kartierer selbst, ebenso kann er das Artenspektrum einschränken. Bei einer gewissen Gleichverteilung der Arten mit eher größeren Revieren bieten sich ein (oder mehrere) TK-Quadranten als Zählgebiet an. Dies betrifft einige Arten der Agrarlandschaft, der Wälder und Siedlungen, z.B. Greifvögel, Eulen, oder auch Gebäudebrüter. Anders ist es bei Wasservögeln bzw. Feuchtgebietsarten, hier sind landschaftsbezogene Abgrenzungen von Zählgebieten notwendig.

Die Laufzeit des Zählgebiets-Projektes reicht vorerst bis 2022, daher ist der VTO weiterhin in der Lage, für die jährliche Bearbeitung der ZG Aufwandsentschädigungen auszuzahlen. Die Höhe der Entschädigung ist vor allem abhängig vom Zeitaufwand, daher wird für jedes Gebiet eine separate Ermittlung vorgenommen.

Die Kartierung ...

... erfolgte bislang i.d.R. nach einem bundesweiten Methodenstandard (Südbeck et al. 2005) als Revierkartierung unter Berücksichtigung der Vorgaben der Monitoringkonzeption. Artspezifische Abweichungen hiervon sind zu dokumentieren.

Im Rahmen einer bundesweiten vom DDA koordinierten Methoden-Standardisierung werden Schritt für Schritt Erfassungsmodule für einige Arten/-gruppen erstellt, die zudem als online-Tool in ornitho.de bearbeitet bzw. eingegeben werden können. Die verschiedenen Module sind u.a. in der Broschüre „Vögel in Deutschland” beschrieben (Wahl et al. 2020).

Die dort beschriebenen Methoden weichen im Einzelfall von den bisher angewendeten ab, z.B. in der Zahl der erforderlichen Begehungen oder Ähnlichem. Alle neuen Zählgebiete für diese Artengruppen sollten sich an diesen Methoden orientieren, Zählgebiete mit laufenden Erfassungen können bei der bisherigen Vorgehensweise bleiben.

Dabei liegt der Fokus zunehmend auf der Ermittlung von Bestandstrends und weniger auf einer Kompletterfassung eines Gebietes. Einige Module basieren daher auf festgelegen Routen und keiner flächigen Begehung. Das ermöglicht es, den Kartierungsaufwand relativ gering zu halten. Die Kombination aus einfachen, standardisierten Erfassungsmethoden und dem Fokus auf einzelne Arten oder Artengruppen ermöglicht es auch Personen mit begrenztem Zeitbudget oder ohne langjährige Erfahrungen, sich am MsB zu beteiligen.

Auch wenn es zu Beginn ungewohnt ist, mit etwas Übung sollte möglichst auf die online-Varianten umgestiegen werden. Diese haben große Vorteile: reduzieren die Schreibtischarbeit der Kartierer, erleichtern die Arbeit der Koordinatoren, weil deutlich weniger Rückfragen erforderlich sind und ein ganz wichtiges Element, dass bei guter Beteiligung sehr schnell Auswertungen präsentiert werden können. So war das Ergebnis der Saatkrähenerfassung 2020 schon Mitte Mai des laufenden Jahres für alle auf der VTO-Homepage sichtbar. Nichtdestotrotz können Erfassungen und Auswertungen auch weiterhin wie gewohnt auf Papier erfolgen.

Verwendung der Daten

Die Daten werden beim VTO gesammelt und landesweit ausgewertet. Sie sind unter anderem für Artbearbeitungen und das Erstellen der fortlaufenden Roten Liste gedacht. Einige Arterfassungsprogramme führt der VTO in enger Zusammenarbeit mit der Vogelschutzwarte Seebach durch. Daten zu Brutvorkommen seltener und gefährdeter Arten werden für das Thüringer Artenerfassungsprogramm zur Verfügung gestellt. Damit leistet der VTO einen ganz wesentlichen Beitrag für die praktische Naturschutzarbeit in Thüringen. Darüber hinaus werden viele aktuelle Bestandsdaten in den avifaunistischen Jahresberichten des VTO und auf dieser Homepage veröffentlicht.

Sämtliche Ergebnisse aus dem Vogelmonitoring an den DDA weitergegeben und dort auf Bundesebene ausgewertet.

Koloniebrüter ...

 

Koordination

Vogelschutzwarte Seebach
Sabine Fritzlar
Lindenhof 3
99998 Mühlhausen / OT Seebach
Sabine.Fritzlar@tlubn.thueringen.de
Tel.: 0361 / 57 3918 302

... konzentrieren sich meist auf eine überschaubare Zahl von Standorten. Durch regelmäßige und standardisierte Kontrollen dieser Standorte lassen sich alljährlich bundesweit vergleichbare Resultate und belastbare Aussagen zu Bestandstrends erzielen. Dabei ist eine jährliche Kompletterfassung nicht immer notwendig, wird jedoch soweit möglich angestrebt.

2019 starteten in ornitho.de 3 Module für Koloniebrüter, die in Thüringen gut angenommen wurden. Jede Kolonie wird mit einem Code versehen und einem verantwortlichen Zähler zugewiesen, der die Erfassung vor Ort sowie die Meldung vornimmt.

Die Erfassungsmethodik erfolgt nach DDA-Merkblättern.

Entwicklung der Saatkrähe (Brutpaare und Standorte) in Thüringen 2008-2021

Für die Saatkrähe ...

... ist zurzeit eine 100%ige Abdeckung gewährleistet, da die Vorkommen sich bislang auf einen Landkreis Altenburger Land beschränken.
Die Saatkrähe war für einige Jahre als Brutvogel in Thüringen verschwunden, 2008 begann eine langsame Wiederbesiedlung mit 12 BP. Anschließend erfolgte eine Zunahme, 2016 wurden erstmals mehr als 300 BP registriert. Danach ging die Zahl leicht zurück, jedoch wurden 2021 wieder 345 BP an 4 Standorten erfasst. Nur wenige Standorte sind konstant besetzt, kleinere Neuansiedlungen bestehen meist nur wenige Jahre.

Sollten sich neue Ansiedlungen auch in anderen Landkreisen finden, bitte eine umgehende Meldung an den Landeskoordinator Stefan Frick: stefan-frick@gmx.net

In den Jahren 2016/17 wurden die Brutbestände der Uferschwalbe ...

... in Thüringen landesweit erfasst. Neben der Zahl der potentiellen Brutröhren wurden die Brutpaare (BP) anhand beflogener Röhren gezählt bzw. geschätzt. 2016 wurden 36 Standorte mit 3.432 Röhren bzw. 1.663 BP erfasst, 2017 wurden 32 Vorkommen gemeldet mit 4.311 erfassten Röhren und 1.963 BP. Der landesweite Brutbestand konnte daraufhin mit 1.700 bis 2.100 BP angenommen werden.

Bei der erstmaligen Erfassung mittels ornitho-Modul 2019 konnten an 42 Standorten insgesamt 4.917 Röhren bzw. 2.197 BP erfasst, dies spricht für eine leichte Zunahme des Bestandes.
Zurzeit sind 41 Standorte (Stand Juli 2021) in das Monitoring einbezogen, das sind geschätzt mehr als 80% aller potentiellen Standorte. Ein Standort kann dabei mehrere Teilkolonien enthalten.
Da die Art neu entstehende Lebensräume schnell besiedeln kann, bitten wir um umgehende Meldungen in ornitho.de bzw. an den Landeskoordinator Stefan Frick: stefan-frick@gmx.net

In Thüringen werden seit 1970 Graureiher ...

... beobachtet und seit 1995 regelmäßig jährlich erfasst. Die Bestandsentwicklung verlief bis in die 1990er Jahre sehr positiv. Ein Maximum von 857 Graureiherbrutpaaren und 50 Koloniestandorten konnte 2002 registriert werden. Danach setzte ein deutlicher Rückgang des Graureiherbestandes ein, Ursachen hierfür sind vielschichtig. Aufgrund stetig steigender Abschusszahlen (Schonzeiteneinschränkung für Graureiher nach § 33a Thüringer Jagdgesetz) erreichte die Jagdstrecke 2008/09 mit 649 Individuen (TMIL) einen vorläufigen Höhepunkt. Die Auswirkungen von extremen Witterungsereignissen wie Starkregen und Kälteinbrüchen sowie durch Prädation (Waschbär) sind nicht bekannt. In den letzten Jahren ist neben der Auflösung ganzer Koloniestandorte durch borkenkäferbedingte Rodung von Fichtenbeständen außerdem eine Zersplitterung von größeren vermeintlich intakten Koloniestandorten in viele kleine Kolonien bis hin zu Einzelansiedlungen in den Gebirgslagen des Thüringer Waldes zu beobachten.

Dank der ehrenamtlichen Arbeit vieler Kartierinnen und Kartierer ist es möglich, fundiertes Wissen über die Phänologie des Graureihers in Thüringen fortlaufend zu vertiefen. Neben der bisherigen klassischen Erfassung der Bestände per Datenblatt oder über ornitho.de, ist mit der Bereitstellung eines Graureiher-Moduls im Internetportal ornitho.de im Jahr 2019 und der NaturaList-App 2020 die separate digitale Erfassung der Graureiherbestände nach bundesweit einheitlichen Standards gegeben. Bekannte Graureiherkolonien sind über nationale Gebietscodes registriert und vergleichbar.

Die Methodik und die Art der Meldung werden im DDA-Merkblatt im Detail beschrieben.

Neben der Zahl der besetzten Nester ist auch die Zahl der intakten Nester für die Berechnung von Bestandtrends von Interesse. Kartierinnen und Kartierer werden gebeten, die intakten sowie besetzten Horste in den bekannten Kolonien zu zählen und im Graureiher-Tool auf den hinterlegten Gebietscode einzutragen. Nichtbesetzte Kolonien sind als Nullzählung einzutragen. Direktmeldungen mittels Datenbogen an die Koordinatorin sind weiterhin möglich. Es wird darum gebeten dies bis Ende der jeweils aktuellen Brutsaison (Ende Juni) zu tun.

Spechte

Im Jahr 2020 ist in ornitho.de ein Modul zur Erfassung der nicht über das MhB kartierten Spechte (Schwarz-, Grau-, Mittel- und Kleinspecht) angelaufen. Im Jahr 2021 wurde die App "NaturaList" um das Spechtmodul erweitert. Im Vorfeld der Implementierung des Specht-Moduls in ornitho.de wurde die Art und Weise der Kartierung neu aufgerollt. Hierbei werden nunmehr feste Abspielpunkte innerhalb des Zählgebietes definiert, welche unter Verwendung einer Klangattrappe bei zwei Begehungen im zeitigen Frühjahr abgegangen werden. Die Spechtkartierung eignet sich damit auch besonders für Einsteiger in das Vogelmonitoring.

Nähere Einzelheiten finden sich im Merkblatt zum Vogelmonitoring "Brutbestandsmonitoring Spechte" des DDA. Ziel der MsB-Erfassung der Spechte ist nicht in erster Linie die genaue Erfassung der Bestände der genannten Spechtarten, sondern vielmehr die Entwicklung der Bestände über die einzelnen Jahre. Hierfür suchen wir interessierte Ornithologen, welche bei der Spechtkartierung mitwirken wollen. Je mehr unterschiedliche Gebiete auf diese Art und Weise in Thüringen erfasst werden, desto genauer sind landesweite Aussagen zu Bestandsschwankungen möglich und lassen Rückschlüsse auf deren Ursachen zu. Diese Informationen können auch gerne an andere Interessierte weitergegeben werden. Die schon vorhandenen Zählgebiete für Spechte bleiben bei der bisherigen Vorgehensweise, um die erhobenen Datenreihen fortzusetzen.

Zur Unterstützung der Kartierer steht Marco Kursawe aus Erfurt als Koordinator und Ansprechpartner für das ornitho.de-Modul "Spechte" zur Verfügung (E-Mail.de und telefonisch 01523-7754110). Bei Interesse an der Übernahme eines Zählgebietes oder Fragen rund um die Spechtkartierung in ornitho.de und in der App NaturaList steht er gerne zur Verfügung. Zudem steht er im engen Austausch mit Stefan Frick stefan-frick@gmx.net, dem Landeskoordinator beim VTO.

Wachtelkönig

2020 ist ein Modul zur Erfassung des Wachtelkönigs angelaufen, mit festgelegten Begehungspunkten unter Verwendung einer Klangattrappe. Ein neues Zählgebiet ist 2020 mit dieser Methode erfolgreich gestartet, 2021 wurden bereits mehrere neue Gebiete eingerichtet. Weitere Informationen sowie ein Merkblatt zur Erfassung finden sich unter www.ornitho.de

Weitere Module

Ebenfalls 2020 war ein Modul für Wiesenlimikolen angelaufen, bei uns beschränkt sich das auf die Arten Kiebitz und Bekassine. Da Kiebitze in Thüringen selten geworden sind und einige Brutplätze offenbar unstet sind und auch gewechselt werden, ist es nicht einfach, die Art in festen Gebieten zu überwachen. Bislang gibt es kein registriertes Zählgebiet, dennoch können Gebietsvorschläge gemacht werden. Ansonsten ergeht die Bitte an alle Feldornithologen, jedes Kiebitzvorkommen möglichst in ornitho.de zu dokumentieren.

2021 ist das Modul für Gewässerarten an den Start gegangen. Erstmals wird eine größere Gruppe an Vogelarten in ein Modul gepackt, sowohl Arten der Binnengewässer (Enten, Taucher etc.) als auch Röhrichtbrüter. Es wird eine vereinfachte Revierkartierung mit 3 Begehungen angeboten, die entweder in abgegrenzten Feuchtgebieten oder entlang von Routen erfolgt. Ein Gebiet ist in Thüringen mit diesem Modul gestartet. Kartierer die schon diese Artengruppe bearbeitet haben, werden vom Koordinator kontaktiert, um zu klären, welche Anpassungen unter Umständen notwendig sind. Weitere Informationen sowie ein Merkblatt zur Erfassung finden sich unter www.ornitho.de